Schüler laden Holocaust-Überlebende und Anne Frank-Stiefschwester Eva Schloss ein

MAINZ -Mit einem Geburtstagsständchen empfingen die Schülerinnen und Schüler des Theresianum-Gymnasiums Eva Schloss, die am Vortrag ihres Besuchs in der Schule ihren 88. Geburtstag feierte. Auf Einladung einer achten Klasse war sie nach Mainz gekommen, um über ihre Erlebnisse in der Zeit des Nationalsozialismus sowie der Deportation ihrer Familie zu berichten. Nach der Hochzeit ihrer Mutter mit dem Vater von Anne Frank ist sie posthum deren Stiefschwester geworden.

Schloss wurde in Wien geboren und verbrachte dort eine „wunderschöne Kindheit“. Diese Zeit habe ihr „die Kraft gegeben, Auschwitz zu überleben“. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen nach Österreich, sei alles anders geworden, „von einem auf den anderen Tag sind die Leute Nazis geworden“, erzählt sie. Von diesem Zeitpunkt an sahen sich Eva Schloss und ihre Familie mit Antisemitismus und Ausgrenzung konfrontiert: „Plötzlich waren wir Feinde.“

Als die Familie das Land verlassen wollte, hatte sie wie zahlreiche andere jüdische Familien mit den Immigrationsbarrieren anderer Länder zu kämpfen. „Wir haben ewig versucht, ein Visum zu bekommen“, berichtet Schloss. Schließlich blieb der Familie nur der illegale Grenzübertritt. Zwar sei diese Zeit für sie und ihren Bruder im Kindesalter „wie ein Abenteuer“ gewesen, dennoch hatte sie ein „großes Minderwertigkeitsgefühl“, als sich die Ausgrenzung auch anderorts fortsetzte. Schließlich zog es die Familie weiter nach Holland, wo es zum ersten Aufeinandertreffen mit der Familie von Anne Frank kam.

Vater und Bruder überleben Aufenthalt in Auschwitz nicht

Das Leben in Amsterdam sei „sehr unangenehm“ gewesen. Bald hatten die deutschen Truppen auch Holland besetzt und die Familie schaffte es zunächst, sich zu verstecken. Am 11. Mai 1944, Evas 15. Geburtstag, wurde sie nach Auschwitz deportiert. Der Bruder und ihr Vater überstanden das Martyrium nicht, Eva Schloss selbst überlebte mit ihrer Mutter neun Monate in dem Arbeitslager. Die sichtlich beeindruckten Schüler nutzten die Gelegenheit, der Zeitzeugin Fragen nach ihren Kontakten im Konzentrationslager zu stellen. „Wir waren viel zu beschäftigt damit, am Leben zu bleiben“, erzählt Eva Schloss, „jeder war für sich“.

Auf die Frage nach der persönlichen Aufarbeitung des Erlebten antwortete die Zeitzeugin: „Ich war sehr deprimiert.“ Das sei auch der Grund, warum sie erst nach 40 Jahren angefangen habe, über alles zu sprechen.

„Aber das Leben kann viele wunderschöne Sachen bieten“.