Der Himmel über der Grenze

Der Himmel über der Grenze

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Said Boluri

Der Himmel über der Grenze

Herbst 1990. Nach den politischen Unruhen im Iran wird es für Saids Familie unsicher, im Land zu bleiben. Nach einer anstrengenden Flucht wird die Familie in Deutschland wiedervereint. Doch die politische Verfolgung wird hier nur abgelöst durch rassistische Übergriffe und Demütigungen. Und dann taucht auch noch eine Liste mit Namen der Opfer aus den iranischen Todeslagern auf – ein lebensgefährliches Dokument. Ein Wettlauf gegen den Geheimdienst nimmt seinen Lauf.

Artikelnummer: 978-3-945294-26-0 Kategorien: , Schlagwörter: , , ,

Beschreibung

Der Himmel über der Grenze

Auszug aus dem Vorwort zum Buch von Günter Wallraff

Todeslisten. Kaum eine Diktatur bemächtigt sich nicht dieses Terror-Instruments. Todeslisten als versteckte oder offene Drohung gegen Oppositionelle. Todeslisten als Arbeitsauftrag an Geheimdienste, Paramilitärs, Militär oder Polizei. Todeslisten als deren Vollzugsmeldung.
Said Boluri hat beides kennengelernt: die Schrecken des totalitären iranischen Mullah-Regimes wie auch nach der Flucht seiner Familie die Bedrohungen durch deutsche Neonazis. Sein Buch ist keine abstrakte, undifferenzierte Generalabrechnung. Er berichtet detailliert und zuweilen mit selbstkritischer Ironie über seine eigenen Erfahrungen und die seiner Familie mit den islamofaschistischen und politischen Extremisten – sachlich wie ein Chronist, aber durch seine persönliche Betroffenheit mit wachsender Spannung zu lesen.
Es ist der Lebensbericht eines heute 40-Jährigen, der in frühen Jahren im Iran und später auch in Deutschland bereits als Schüler politische und rassistische Verfolgung erfahren musste. Obwohl er so häufig gedemütigt, gejagt und auch verhaftet wurde, hat er sich bemerkenswerterweise sein Diffe­renzierungsvermögen wie seinen Freiheitswillen erhalten sowie Empathie und Menschlichkeit bewahrt. […]

Said Boluri beschreibt diese Erfahrungen so authentisch, so unmittelbar und eindringlich, dass wir uns als Leser hineinfühlen in sein Leben, dass wir mitfühlen, und so das dunkle Kapitel iranischer Unterdrückung miterleben. […]

Deutschland zeigt sich 1991 von einer Seite, wie sie damals und auch heute noch viele Flüchtlingsfamilien kennenlernen: Die ganze Familie wird zusammen in ein Zimmer gequetscht, die Erwachsenen sind zu Untätigkeit verdammt und scheitern fast zwangsläufig an einer unwilligen (und auch überforderten?) Bürokratie. Doch immerhin dürfen die Kinder am Schulunterricht teilnehmen und man muss sich nicht mehr vor der allgegenwärtigen brutalen Geheimpolizei fürchten. Allerdings wächst schnell eine neue Furcht heran: die Furcht vor dem Hass der neuen Nazis, der völkischen Reinheits-Bewahrer, der Brandstifter und Totschläger. In Duisburg wird Said Boluri von Neonazis mit dem Tode bedroht und durch die halbe Stadt gejagt. Nach dem, was wir in den letzten Jahren erfahren haben, existieren auch bei den Rechtsextremen Todeslisten (siehe NSU). […]

Wenig später spielt sein Cousin, der seiner Verhaftung im Iran nur knapp entkommen konnte, Said Boluri eine Liste mit Namen zu. Eine Todesliste der iranischen Führung. Vollzugsmeldungen einer Schreckensherrschaft, geführt von den Sicherheitsbehörden. Eine Auflistung von Menschen, die das Regime „verschwinden lassen“ und ermordet hat. Ein lebensgefährliches Dokument. […]

Zusätzliche Informationen

Gewicht 500 g
Größe 14 × 21 × 1,7 cm
Seitenzahl

384

Bindung

Softcover, Fadenheftung

Abbildungen

Einige Fotos, 1-farbig

Andere Formate

keine

Verpackung

eingeschweißt

ISBN

978-3-945294-26-0

Art

,

1 Bewertung für Der Himmel über der Grenze

  1. Georg R. Nebel

    Im Winter der Revolution 1978/79 im Iran geboren, wächst Said in einem Land auf, das von den Mullahs gefangengehalten wird. Sein Vater, Offizier in der iranischen Armee, gerät in Konflikt mit dem Regime und flieht ins Ausland. Als Neunjähriger muss Said zusehen, wie die Geheimpolizei dann auch noch seine Mutter abholt.

    „Nach nicht einmal einer Stunde sind sie mit der Hausdurchsuchung fertig. Sie wollen meine Mutter mitnehmen. >>Ich muss Sachen packen<>Sie werden keine Sachen brauchen.<>Inschallah, ist sie bis heute Abend wieder zuhause.<< Dann gehen sie, zusammen mit meiner Mutter.“

    Sie kam am Abend nicht mehr zurück, sondern verbrachte Monate in Haft. 1990 beginnt Saids lange, abenteuerliche Flucht mit Mutter und Bruder über die Türkei zum Vater in die Bundesrepublik. Said muss sich durch das deutsche Schulsystem kämpfen, das ihn immer wieder ausspucken will. Die Lehrer halten ihn für doof, weil er kein Deutsch versteht. Anerkennung findet er nur auf dem Fußballplatz. Schon als Elfjähriger hat er unerfreuliche Begegnungen mit Nazis, später als links engagierter Student auch mit Salafisten. Er arbeitet für die iranische Exil-Opposition in Deutschland und gerät ins Fadenkreuz deutscher Verfassungsschützer.

    Der Terror der Mullahs holt den jungen Mann im Sommer 2011 noch einmal ein, mehr als zehn Jahre nach seiner Flucht aus dem Iran. Sein Cousin Milad wird in Maschhad verhaftet und gefoltert, auch wegen seiner Verbindung zum „Verräter“ Said. Es gelingt ihm, ein hoch brisantes Dokument der Geheimpolizei aus dem Gefängnis zu schmuggeln und zu Said nach Deutschland zu schicken. Prompt heften sich iranische Agenten an dessen Fersen.

    Said Boluris Geschichte ist nicht mit einem abgeklärtem Blick zurück verfasst, sondern ein Bericht, der die Bedrohungen, die Unsicherheit und die Leidenschaft des Autors auf den Leser überträgt. Hier schreibt ein Außenseiter, der sich, verfolgt von der Vergangenheit, seinen Platz in einer neuen Heimat erkämpfen muss, die ihn spüren lässt, dass sie nicht auf ihn gewartet hat.

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