25 Jahre lang auf Vatersuche

Autor Peter Garcia beschreibt in „Franzosenbalg“ seine Identitätssuche als Sohn eines Besatzungssoldaten

Er war Banklehrling, Buchhändler, Kommunist und Unternehmensberater. Er reiste, er trank, er liebte – aber im Grunde suchte er sein ganzes Leben lang immer nur seinen Vater. Denn der war Franzose –und Peter Garcia, heute 70 Jahre alt, war sein „Franzosenbalg“. Der Eimsbütteler Autor hat in seinem Buch „Franzosenbalg – Völker sind zum Mischen da“ seine Lebensgeschichte aufgeschrieben und mit einem Plädoyer für Toleranz verbunden. Es geht um Vorurteile, Gewalt, Rassismus und die Suche nach der eigenen Identität – also um Themen, die aktuell viele Menschen in Deutschland beschäftigen, persönlich wie politisch.

Zeitungsartikel über Peter Garcia

Mit 14 erfährt er von seinem französischen Vater

Garcia erlebt als Sohn eines alliierten Besatzungssoldaten zuerst in Mannheim und dann in vielen anderen Orten Deutschlands Rassismus und Gewalt. Nicht nur außerhalb seiner Familie, sondern vor allem von den Menschen, die ihn hätten schützen sollen: Von seinem Stiefvater Kurt und seinem Onkel Horst wird Peter als Kind oft geschlagen und missbraucht. Der junge Peter weiß selbst aber nicht, warum sein Umfeld in der Nachkriegszeit so gegen ihn ist. Erst im Alter von 14 Jahren erfährt der Junge, dass nicht der blonde und blauäugige Kurt sein Erzeuger ist. Es beginnt die Suche nach der eigenen Herkunft und der eigenen Persönlichkeit. Um nicht zu viel zu verraten: Peter findet schließlich seinen Vater, der als Algerier für Frankreich kämpfte, obwohl er spanische Wurzeln hat. Aber es wird kein Happy End.

Auf dem Weg zu seiner wahren Identität trifft Garcia jede Menge interessanter Menschen, und er findet seine große Liebe, eine Kölner Buchhändlerin, mit der er seit 34 Jahren in Hamburg lebt. „Obwohl es eher ein Zufall war, dass ich in Eimsbüttel gelandet bin, ist das hier meine Heimat geworden“, sagt er.
Der 70-Jährige hat sich in seinem Buch nicht nur seine Leidens- und Lebensgeschichte von der Seele geschrieben. Er will auch politisch Position beziehen in der Zuwanderungsdebatte, in der sich manche wieder ein biologisch oder kulturell einheitliches Volk herbeiwünschen. „Völker sind zum Mischen da“ – diesen Untertitel meint Garcia ernst. „Wir alle sind Resultate eines Mischungsprozesses, ein Großteil der Deutschen hat beispielsweise slawische Vorfahren“, sagt er. Stoff zum Nachdenken.

Kurzrezension

Peter Garcia: „Franzosenbalg – Völker sind zum Mischen da“, Eckhaus Verlag,
14,80 Euro
Diese Autobiografie liest sich so spannend wie ein Roman und eignet sich für alle, die sich mit der aktuellen Rassismus- und Flüchtlingsdebatte beschäftigen. Peter Garcia bringt trotz seiner heftigen Erlebnisse eine große Portion Humor und Wärme in seine Erzählung ein. Nicht zuletzt bietet das Buch einen Einblick in die Geschichte unserer deutschen Vorfahren – mit einem wichtigen Fazit: Nämlich, dass sich über die Jahrtausende hinweg schon immer „jeder mit jedem“ gemischt hat.